Eigentlich wollte sich Noor Srour nach ihrem Pharmazie-Studium in Damaskus, Syrien, mit einem weiterführenden Studium in Labordiagnostik spezialisieren. Aufgrund des Krieges musste sie es jedoch abbrechen.   

Im November 2017 kam sie nach Thüringen, wo sie als Apothekerin tätig sein wollte. Mehr als drei Jahre später hat sie ihr Ziel erreicht: Sie kann in ganz Deutschland in ihrem Beruf arbeiten.                                        

Heute arbeitet sie in einer Apotheke in Erfurt.
Auf dem Weg zur Approbation musste sie jedoch einige Hürden überwinden.

 


Schon in Syrien wusste Noor Srour, dass sie ihren Abschluss in Deutschland anerkennen lassen muss. Für die damals 24-Jährige war das keine Überraschung, denn in Syrien ist es ebenso. So kam sie bereits gut informiert und vorbereitet nach Deutschland, hatte sich bei der syrischen Apothekerkammer angemeldet und die Berufserlaubnis sowie die sogenannte Unbedenklichkeitsbescheinigung erhalten.

 

Sprache ist der Schlüssel

Die erste Hürde zeigte sich jedoch schnell: „Die Sprache ist der Schlüssel für ein Leben in Deutschland“, stellte Noor Srour fest. Im März 2018 begann sie Deutsch zu lernen, bereits 1 Jahr später hatte sie das Niveau B2 erreicht. Die junge Frau wollte keine Zeit verlieren: Durch viel Selbststudium und Unterstützung einer Freundin war sie in der Lage, vorzeitig, noch während ihres Sprachkurses, die B2-Prüfung zu absolvieren. Um Berufserfahrung zu sammeln und einen Einblick in die Arbeit als Apothekerin in Deutschland zu gewinnen, begann Noor Srour nach langem Suchen ein Praktikum in einer Erfurter Apotheke.

Hilfe durch IQ

„Der Weg zur Anerkennung war überhaupt nicht einfach“, reflektiert die heute 27-Jährige ihren Weg. Von ihrem Bruder wusste sie, dass sie bei den Informations- und Beratungsstellen Anerkennung für Thüringen (kurz: IBAT) des Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ Unterstützung erhalten würde. Schon sehr früh wandte sie sich an die Berater*innen der IBAT Mitte, die sich im Institut für Berufsbildung und Sozialmanagement gemeinnützige GmbH in Erfurt befindet. Auch als im Juli 2019 alle notwendigen Unterlagen vorlagen und die Voraussetzungen für die Antragstellung erfüllt waren, vergingen mehr als eineinhalb Jahre, bis sie ihre Approbationsurkunde in den Händen hielt. Denn um Unterschiede auszugleichen, musste die syrische Apothekerin eine Fachsprachprüfung und eine Kenntnisprüfung ablegen. Da Noor Srour nicht auf einen erneuten Sprachkurs warten wollte, verbesserte sie ihre Deutsch-Kenntnisse im Selbststudium. Große Unterstützung erhielt sie dabei von ihrer Freundin Dr. Barbara H. So bestand sie im November 2019 die Fachsprachprüfung und war ihrem Ziel einen Schritt näher.

Warten und qualifizieren

Danach hieß es Warten. Nachdem die Echtheit ihrer Dokumente überprüft worden war, erhielt sie im Februar 2020 die Information, dass sie nun auf der Warteliste für die Kenntnisprüfung stünde. Wie lang es bis zur Prüfung dauern sollte, das konnte ihr niemand sagen. Und es folgte auch schon die nächste Hürde. Um sich optimal vorzubereiten, beantragte Noor Srour eine Berufserlaubnis für 2 Jahre. Wie sie wusste, ist dies in anderen Bundesländern möglich. Ihr Antrag wurde jedoch abgelehnt. Die 27-Jährige ließ sich nicht beirren. Also führte sie ihr Praktikum fort. Begleitend dazu nahm sie an der 7-monatigen Qualifizierung „APO-Online Professional“ teil – ein Angebot des IQ Netzwerks Thüringen, das von der KNOTEN WEIMAR GmbH umgesetzt wird. Die Qualifizierung richtet sich an zugewanderte Apotheker*innen, die sich auf die Kenntnisprüfung vorbereiten. Außerdem besuchte sie zwei weitere Seminare, eines davon fand bei der Landesapothekerkammer statt. Anfang November 2020 erhielt sie schließlich die Information, dass sie vier Wochen später zur Kenntnisprüfung antreten könne.

Endlich am Ziel

Das viele Lernen – ob allein, mit ihrer Freundin oder mit anderen Zugewanderten – zahlte sich aus und sie bestand die Prüfung im ersten Versuch. Im Februar 2021 – mehr als 3 Jahre nach ihrer Ankunft in Deutschland – hält sie endlich die Approbationsurkunde in den Händen. Derzeit arbeitet sie fest angestellt in einer der Apotheken, in denen sie fast eineinhalb Jahre als Praktikantin tätig war. Ihr nächstes Ziel: Weiterlernen und die deutsche Sprache perfekt beherrschen.

Noor Srour freut sich, als anerkannte Apothekerin arbeiten zu dürfen.  Auch wenn sie sich ratlos oder unsicher gefühlt oder Angst hatte, es nie zu schaffen – egal welche Probleme es gab, sie hat immer weitergemacht. Ihr Motto: „Um seine Ziele zu erreichen, muss man auch fest daran glauben.“


 
 
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Übersicht

Dieses Beispiel entstand des IQ Netzwerks Thüringen im Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung (IQ)" in der Förderphase 2019-2022.

Vernetzt in Thüringen

Das Regionale Integrationsnetzwerk IQ Thüringen wird koordiniert durch das Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft e. V.
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